War gestern auf meinem ersten Christopher Street Day. Sehr anstrengend, habe mir einen super Sonnenbrand geholt war aber auch sehr lehrreich für mich.
Als ankam bin ich erst einmal über den Platz geschlichen und habe einen weiten bogen um alle Transfanen gemacht, weil ich mich aus irgendeinem Grund als Betrüger, nicht Trans genug und überhaupt nur schwach angezogen (Jeans und Oberteil, etwas Geschminkt) fühlte. Sicherlich kam auch dazu, dass ich nicht besonders gut in großen Mengen bin (d.h. groß wie in: alles oberhalb von 3 Personen).
Habe mich auf die Stufen eines Manmals gesetzt und mir mein Mantra / Gedicht aufgesagt, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte. Da ich mich auch mit niemandem Verabredet hatte, war ich kurz davor wieder zu gehen, bis sich eine Kleine Gruppe um eine Lesbe, einen Schwulen und ein Puppy neben mich setzten. Mit denen bin ich schließlich herumgezogen (Puppies sind echt liebe Typen).
Zwischendurch habe ich dann doch noch Leute aus meiner Transgruppe getroffen, und habe einem kleinen Mädchen geholfen, das dringend ein Hündchen streicheln wollte (in Anwesenheit ihrer Mutter natürlich).
Ein paar sachen sind mir insgesamt aufgefallen.
- Gefühlt besteht ein großer emotionaler Unterschied zwischen den ganzen Küken und den älteren Queeren bei einem solchen Fest. Zwar wollen alle irgendwie Spaß haben, aber bei den jüngeren ist es unbelasteter.
- Von den 5 Leuten, mit denen ich gegangen bin, hatten drei wirklich schwere Probleme auf unterschiedlichste Weise, und die anderen beiden hatten auch ihr Säcklein zu tragen.
- Wer nicht gerade trans oder nicht-binär ist, hat sich auch unter den Queerios nicht wirklich damit beschäftigt.
- Einige vergessen, dass der CSD nicht nur eine Party ist, sondern auch eine Nachricht an die nicht Queeren senden soll (und ärgern sich dann, wenn zwischendurch Musik unterbrochen wird, um Vorderungen zu verkünden).
- So seltsam Puppies sein mögen, und wie sehr es nach BDSM aussehen mag, wenn erwachsene Hundemasken tragen (zugegeben, es spielt zum Teil auch rein), es sind wirklich liebe Typen, die eigentlich auch nur sehr spezielle LARPer sind, die ein wenig aus der Realität treten wollen (dasselbe gilt für Furries, die aber seltsamerweise anscheinend nicht als queer angesehen werden und vermutlich bei der gestrigen Hitze reihenweise mit Hitzeschlag in ihren Kostümen umgekippt wären).
- Bis gestern wusste ich nicht, dass auch in Deutschland die Bear-Flag geflogen wird.
- Die Transflagge finde ich immer noch am hässlichsten von allen Pride-Flags, mit ihren wischi-waschi Farben, die einem das Gefühl geben, als wäre Trans nichts halbes und nichts ganzes.
- Man sollte gut mit Sonnenmilch eingecremt sein, evtl. einen Hut tragen, genug Wasser dabei haben und auf seine Gruppe aufpassen, dass niemandem etwas passiert.
- Wenn über Essen gesprochen wird, sollte man nicht erwähnen, dass man Nüsse dabei hat. Kombiniert mit dem Bananenbrot könnte soetwas als Innuendo aufgefasst werden (was habe ich mir blos dabei gedacht, als ich mein Essen gepackt habe).